Was Entwickler in der IT heute mitbringen müssen

Die Nachfrage nach Entwicklern wächst.  Auch Quereinsteiger haben gute Chancen, denn letztendlich entscheidet das Gesamtpaket aus technischem Know-how, Erfahrung und Soft-Skills. Ob abgeschlossenes Studium oder Quereinstieg – die folgenden Skills sollten Entwickler in der IT heute mitbringen.

Entwickler sind kommunikativ

„Kollege hat ein Problem, wie kann ich helfen? Wollen wir uns das gemeinsam anschauen, zeig mal her?!“, diese proaktive Vorgehensweise ist Alexandra-Irina Nicolae, IT-Projektmanagerin von Neofonie, besonders wichtig. Gelerntes in der Praxis anzuwenden ist zwar das Ziel eines jeden Studiums, doch im beruflichen Umfeld stoßen Experten oftmals auf schier unlösbare Probleme. Informatiker sollten über die Stärke verfügen, nach Hilfe zu fragen und zu formulieren. Hilfe anbieten oder einzufordern, ist eine der wesentlichen Qualitätsmerkmale eines Entwicklers. Diese Stärke zeigt auch ein gesundes Selbstbewusstsein, das in der Branche verlangt wird.

Der Entwickler von heute sollte Ideen, Konzepte und Problemstellungen den Kollegen einfach erklären und zielführend über etwaige Lösungsansätze debattieren können, was auch in interdisziplinären Teams funktionieren muss. Karsten Rieger, Senior Frontend Developer von Neofonie ist sich sicher: „Aus meiner Sicht gewinnen interdisziplinäre Fähigkeiten immer mehr an Bedeutung. Ein Team, das aus hochgradigen Spezialisten besteht, die tief in ihren Domänen verwurzelt sind, aber nicht über ihre Bereichsgrenzen blicken wollen oder können, wird nie so effizient arbeiten können, wie ein Team, das neben Spezialisten auch solche Mitglieder aufweist, die an den Schnittstellen mehrerer Domänen arbeiten können.“

Der Entwickler als Team-Player

Als geschlossenes Team auftreten ist wichtig. Fehler eingestehen und Selbstkritik zu äußern ist kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil – Fähigkeiten selbstkritisch zu betrachten und sich neue Verhaltensmuster anzueignen, ist im IT-Sektor gefragter denn je. Es gibt nicht mehr einen Experten, es gibt unzählige Experten auch innerhalb eines Unternehmens, da zählt der Zusammenhalt, die gegenseitige Unterstützung und nicht der Einzelkämpfer.

Zusätzlich hat die Clean Code Developer-Initiative Tugenden aufgestellt, die ein teamorientierter Entwickler auf alle Fälle an den Tag legen sollte. Teamplay fängt bei der Code-Semantik an, da ist sich auch Christian Springsguth, System Architect von Neofonie, sicher: „Wichtig für einen Entwickler ist es, dass er mit dem Code eine Absicht ausdrücken kann. Der Code muss verraten, warum etwas getan wird. Das ist meist wichtiger als zu verraten, wie etwas getan wird. Das ist eine Voraussetzung dafür, dass der Code auch von Anderen verstanden und weiterentwickelt werden kann.“

Entwickler denken lösungsorientiert

Schnell entwickeln sich Software-Projekte zum Spießrutenlauf. Der Kunde reagiert während der Projektphase auf Veränderungen im Markt und fordert mitunter aufwändige Anpassungen in der Software. In solchen Situationen abzulehnen, ist schlichtweg der falsche Weg. Der IT-Spezialist muss sich in den Kunden reinversetzen können und Alternativen aufzeigen, wenn es darum geht ein Softwareprodukt zu verbessern oder eventuelle Probleme zu beheben. Malte Cornils, Senior System Architect von Neofonie, gibt zu Bedenken, dass Entwickler im Kundenkontakt sich die Fragen „Wie erkläre ich dem Kunden das Lösungskonzept?“ und „Welche Vor- und Nachteile sind damit verbunden?“ beantworten und diese auch geschickt ausdrücken können müssen.

 

Entwickler lernen nie aus

Der griechische Philosoph Heraklit sagte einst „Nichts ist so beständig, wie der Wandel“ – das trifft auch für die Software-Branche zu. Wer in der Programmier-Elite mitspielen möchte, muss sich ständig an den Marktanforderungen orientieren und sich weiterbilden, seien es Programmiersprachen, Frameworks, Web Technologien oder Shop-Systeme. Auch Malte Cornils, Senior System Architect bestätigt das: „Offenheit zum Lernen ist das eine Must-Have, was einzelne Technologiekenntnisse schlägt. Allerdings sind organisatorische und technische Erfahrungen dadurch natürlich mindestens genauso wichtig.“

Karsten Rieger plädiert für den Mut zur Lücke, es sei nicht nötig alles bis ins Detail zu wissen, sondern viel mehr benötigt man Offenheit sowie Neugier, um andere Disziplinen kennenzulernen. Der Wille zur Kommunikation und nicht zuletzt auch eine Prise Humor helfen manchmal sich in der Hektik des Alltags nicht zu ernst zu nehmen. Wenn man es dann noch schafft mit einem Auge auf das Gesamtbild der Produktanforderungen zu schauen, um so den Überblick zu behalten. In diesem Fall wäre man seiner Meinung nach ebenfalls ein Top-Kandidat für eine Beschäftigung als Entwickler. Dementsprechend spielt auch beim Erlernen der Team-Gedanke eine wesentliche Rolle.

 

Fazit: Der Entwickler von heute ist ein Allrounder

Ob Startup oder Konzern – Fachkräfte im IT-Bereich sind gefragt wie nie zuvor. Qualifizierte Informatiker müssen mittlerweile neben Enthusiasmus und Leidenschaft auch eine Reihe an Soft Skills mitbringen. Das Gesamtpaket aus sozialer Kompetenz und technologischen Know-how muss schlichtweg stimmen. Team-Player statt Alleskönner, so lautet die Devise, denn IT-Experten mit dem gewissen Etwas gehört die Zukunft.

 

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Der gesamte Artikel ist in der Computerwoche erschienen:
Was Softwareentwickler können müssen

Veröffentlicht am 10. November 2016, aktualisiert am 17. Oktober 2020

Bildquelle: unsplash, Tim van der Kuip